Wissenschaftler machen unseren Lieblingswerkstoff Holz noch fitter für die Zukunft, Baumaterialien erobern das Möbeldesign und die Urbanisierung sagt, wo’s werkstoffmäßig langgeht. Wir stellen Ihnen die drei Materialtrends vor, die Sie auch morgen noch auf dem Schirm haben sollten.

Aus dem FSC-zertifizierten Weichholz der Monterey-Kiefer kann mittels moderner Verfahren Hartholz mit Eicheeigenschaften werden. Der dänische Hersteller Spekva produziert daraus Arbeitsplatten. // www.spekva.com

Am besten, wir fangen mit der Eiche an. Wenn es nicht Ihre Lieblingsholzart ist, so ist es doch die Lieblingsholzart Ihrer Kunden. Seit Jahren. Eiche wird knapper, der Preis steigt. Die Lösung? Da wären wir schon beim ersten Trend!

Materialtrend 1: Holz meets Hightech
Holz gibt es seit Jahrmillionen, doch war der Werkstoff noch nie so modern wie heute – nachwachsend, nachhaltig. Allerdings waren manche Holzarten auch noch nie so bedroht wie heute. Designer und Entwickler verwenden deshalb Hightech-Methoden, um das Naturprodukt für neue Einsatzbereiche zu optimieren und damit in Bereiche vorzustoßen, die sonst mit weniger nachhaltigen Werkstoffen besetzt werden müssten. Nadelbäume reifen innerhalb von 25 Jahren zu einem ausgewachsenen Baum heran, der viel Holz zur Verarbeitung bietet, währenddessen eine Eiche oder ein Nussbaum dafür mindestens 80 Jahre oder auch deutlich mehr benötigen.

Nadelwälder können also schneller geerntet und nachgezüchtet werden, allerdings hält das Weichholz oftmals den Belastungen nicht stand. Deshalb können heute mit einer intelligenten Verfahrenstechnik und unter Zuhilfenahme von Säuren und Farben Weichhölzer in Harthölzer mit entsprechenden Möglichkeiten verwandelt werden. Der dänische Hersteller Spekva produziert beispielsweise Arbeitsplatten aus dem FSC-zertifizierten, goldbraunen Weichholz der Monterey-Kiefer, die durch Modifizierung die Eigenschaften von Eiche und einen tollen Look haben (siehe großes Bild).

Edle Hölzer lassen sich zudem ressourcenschonend als Furnier verwenden. Doch Furnier ist weder einfach noch besonders flexibel zu verarbeiten. Deshalb lassen sich die Furnierhersteller eine Menge einfallen, um Widrigkeiten in der Verarbeitung zu optimieren und neue Verwendungen zu finden: So hat der Furnierspezialist Schorn & Groh mit Vlies rückseitig kaschierte Furniere in vielen Varianten entwickelt. Diese eignen sich für mehrdimensionale Verformungen, schwierige Trägermaterialien, akustische Anwendungen und vieles mehr. Selbst Maserfurniere sind so vollkommen glatt und problemlos zu verarbeiten. Zusammen mit cleveren Holzwerkstoffen als Trägermaterialien, die nicht nur FSC-zertifiziert, sondern auch emissionsarm sind, können so ökologische und wohngesunde Möbel und Ausbauten produziert werden.

Furniere können aber auch mit innovativer Vaporisator-Technik flexibel gemacht werden, um diese dann im zweiten Schritt durch eine Vakuumpresse in 3-D-Formen pressen zu können. Dies ist Europlac gelungen. Die Symbiose aus Hightech und Natur schafft eine völlig neue Anmutung und signalisiert dem Betrachter einen modernen Umgang mit ökologischem Anspruch. Insbesondere im Shopdesign verfehlt ein solcher Materialumgang seine Wirkung nicht.

Zusätzlich ist es möglich, diese „Formenhybride“ noch weiter zu gestalten oder mit Digitaldruck zu „verfeinern“ . Hiermit können trendgemäß Merkmale dargestellt werden, die mit einer normalen Oberflächenbehandlung nicht möglich sind.

Stile wie Altholz, Shabby oder Nordic sind machbar. Auch Strukturen wie sägerau, gehackt oder gehobelt, die normalerweise Massivholz bedingen, sind dank modernster Kalandertechnik möglich. Durch die Technik kann das Holz nun – ökologisch wertvoll – auf hohe Ausnutzung bearbeitet werden. Und das ist erst der Anfang vom neuen Umgang mit Holz. Technik und Ökologie werden in den nächsten Jahren weiter zusammenwachsen und uns neue Material-Ideen bringen, die das Ziel der Nachhaltigkeit dabei im Auge behalten.

Die Arbeitsplatten von Lechner können aufgrund ihrer besonderen Materialität auch vertikal in Fronten, Nischenrückwänden und Seitenwangen eingesetzt werden. // www.mylechner.de

Materialtrend 2: Baumaterial goes Möbel
Nachdem Betondekore zu Bestsellern bei Küchenarbeitsplatten mutiert sind, widmen Designer und Trendsetter sich nun weiteren Baumaterialien zu, die den neuen Look an Innenausbauten und Möbel bringen: Naturstein und Marmor liegen im Trend und wem das zu kostspielig ist, der greift heute auf keramische Oberflächen zurück, die mit modernsten Drucktechniken gestaltet werden.

Auffällig ist dabei, dass die Arbeitsplatten schon längst nicht mehr ausschließlich als Arbeitsplatten eingesetzt werden, sondern auch vertikal in Fronten, Nischenrückwänden und Seitenwangen ihre Einsatzbereiche finden. Sie lassen Küchenblöcke, Empfangstresen und andere Raumtrennelemente massiv und monumental erscheinen. Das Besondere: Aufgrund des Keramikbooms werden keramische Arbeitsplatten mit über drei Metern Länge von Newcomern angeboten, die ursprünglich Fliesenhersteller waren und jetzt die Möglichkeit sehen, Fußböden und Möbelflächen aus einem Guss zu verkaufen. Das bietet jedem Inneneinrichter eine neue Gestaltungsvielfalt, fordert aber den Schreiner in der Fertigung auch heraus.

Doch einen Weg vorbei an diesen Materialien im Innenausbau gibt es in den kommenden Jahren kaum, deshalb lohnt es sich, hier Netzwerke mit steinverarbeitenden Unternehmen zu knüpfen.

Natürlich lassen auch die Reproduktionen auf Schichtstoff und direkt beschichtetem Trägermaterial nicht auf sich warten. Hier gibt es aktuell schon einige Neuheiten, aber sicher kommt 2019 noch eine Vielzahl an modernen Stein- und Marmoroptiken hinzu.

Und auch das Thema Beton erhält einen modernen und gleichzeitig antiken Nachfolger: den Betonwerkstein Terrazzo. Dieser liegt wieder im Trend – zum einen als klassischer Fußboden in Mosaikform, zum anderen wandert er jetzt auch Wände und sogar Möbel hoch und kommt nach Waschbecken auch als Plattenwerkstoff bei Nischenrückwänden jetzt neu in allen Flächen des Innenausbaus und des Möbels an. Im modernen Look, basierend auf natürlicher Farbgebung in Erd- und Grautönen, findet dieses historische Material in den Jungdesignern auf der ganzen Welt neue Fans und landet so in moderner Innenarchitektur, wo er von viel Respekt zeugt gegenüber traditionellem Handwerk und bleibenden Werten.

Glas ist ebenfalls ein klassisches Produkt, welches neu interpretiert wird und die Möglichkeit bietet, als Boden, als Wand oder im Möbel verarbeitet zu werden, um damit Räume ganzheitlich zu gestalten. Glas gilt als ökologisch, da es hervorragend recycelt werden kann. Hier bieten Hersteller neue Glasplattenprodukte an, die zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial gefertigt werden. Die Glaskeramikplatten von Magna gefallen mit ihrem marmorierten Charakter, der die Herkunft des Wertstoffes erahnen lässt. Verkaufsfördernd kann auch die authentische Story der Herkunft sein, wenn man sie entsprechend an seine Kunden transportiert. Die Glasplatten gibt es in unterschiedlichen Stärken und in den typischen Glasfarben von Weiß, Altweiß, Grün, Blau, Braun bis Schwarz.

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Ob repräsentativ in der Vorstandszentrale oder ob Rundungen gefragt sind, weil wenig Platz ist: Mineralwerkstoff der Georg Ackermann GmbH passt sich den baulichen Gegebenheiten an. // www.ackermanngmbh.de 

Materialtrend 3: Urbanität schafft Material
Egal ob Filz-Produkte aus recycelten PET-Flaschen oder der industrielle Loft-Style beim neuen Wohnzimmer-Look: Städte treiben Materialtrends voran. Da werden Büromöbel aus Plastik produziert, welches in Amsterdam aus den Kanälen gefischt wurde (Projekt: Plasticwhale), alte Schränke vom Sperrmüll werden aufgearbeitet und finden ihr Zuhause in angesagten Restaurants oder trendigen Ladeneinrichtungen.

Und auch wenn kaum so viel Altmaterial vorhanden ist, wie es nachgefragt wird, so lieben wir doch auch die Anmutung und den Gedanken an das vermeintlich alte Material in neuem Einsatz. Dabei trifft zum Beispiel Metall auf samtige Hightech-Unis: Schwarzer oder vielfarbiger Stahl wird als Blech, Draht und insbesondere als Vierkantrohr zu Leuchten, Regalsystemen und vielem mehr verarbeitet, was den urbanen Loft- und Industriecharakter darstellen soll und noch immer absolut angesagt ist.

Farben wie Schlamm, Blau- oder Schwarzstahl sorgen für ein dunkles Ambiente. Sie sind aktuell aus der innenarchitektonischen Trendwelt nicht mehr wegzudenken und insbesondere immer dann gefragt, wenn eine junge und hippe Zielgruppe angesprochen werden soll. Armaturen und Waschbecken für Hotels, Küchen und Badezimmer sind heute ebenfalls zunehmend schwarz, ebenso Möbel- und Türgriffe. Diese sitzen nicht selten auf gleichfarbigen Flächen und bilden mit ihrer Trägerplatte eine Ton-in-Ton-Einheit.

Neue Materialien mit Anti-Finger-Print-Eigenschaften sowie der anhaltende Boom zu supermatten Oberflächen und samtweichen Haptiken machen es möglich, dass unifarbene Flächen sogar in Weiß oder in sehr dunklen Tönen bis hin zu Schwarz auf Flächen möglich werden, die großen Beanspruchungen gerecht werden müssen, sowohl im Projektgeschäft als auch für Privatkunden. Dabei können die meisten dieser Hightech-Oberflächen ihre Kratzfestigkeit sowohl auf Supermatt als auch auf Hochglanz anbieten und wandern also vom vertikalen Einsatz zunehmend in die horizontale Fläche bis hin zum Fußboden.

Auf den neuesten Küchenmessen waren diese hochbelastbaren HPL- und Folienmaterialien übers Eck geplant und stellten neben der Arbeitsfläche auch das Material für Nischenrückwände, Fronten und Seitenelementen. Dadurch entstehen neue Designs, Möbel nehmen sich zurück, werden zu Innenausbauelementen und integrieren sich in der Architektur, was gerade beim Wohnen auf kleinstem Raum in der Stadt einen gewünschten Effekt der optischen Ruhe bringt. Unifarben auf Möbeln und Wänden sind also ebenfalls hoch im Kurs.

Allen voran in ruhigen Farben, wie Weiß, Schwarz, Beige-Braun-Tönen und Grau-Anthrazit-Varianten. Dazu gesellen sich Elemente aus Naturholz, nicht selten in passender Altholzoptik oder mit Flechtwerken sowie farbige, aus der ganzen Welt gemixte Einrichtungs-Accessoires und Textilien, die diesen urbanen Style auflockern und höchst individuelle Gestaltungsvielfalt zulassen.