Voller Neugierde kamen am vergangenen Donnerstag, den 29. Februar, knapp 100 Gäste ins FURNITURE FUTURE FORUM in Bünde. Denn unter dem Titel „Netzwerke, made in OWL! Warum wir gemeinsam stärker sind“ hatten die 14 Zuliefererunternehmen rund um Initiatorin Katrin de Louw zum FURNITURE TALK namhafte Netzwerkerinnen und Netzwerker aus Ostwestfalen zur Diskussion eingeladen.

Ostwestfalen hat sich im FURNITURE FUTURE FORUM klug vernetzt

„Das Netzwerken in Ostwestfalen ist alles andere als eine neue Erscheinung“, erklärte FURNITURE TALK-Co-Moderator Sascha Tapken von Home.Made.Storys., der zum Einstieg in die Diskussion an die Wiedenbrücker Schule erinnerte: Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich in Wiedenbrück ein Cluster aus 25 Kunstwerkstätten und Ateliers für die Herstellung von Kirchenausstattung herausgebildet. Jede Werkstatt hatte eine eigene Spezialisierung. Die Künstler und Kunsthandwerker arbeiteten als Netzwerk von Werkstätten und teilten Aufträge untereinander auf – exportiert wurde damals in die ganze Welt bis nach China und in die USA. Eine Arbeitsweise, die in der deutschen Wirtschaftsgeschichte und Kunstgeschichte einmalig ist. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als die Märkte für Sakralmöbel allmählich einbrachen, entstand aus der Expertise der Wiedenbrücker Schule heraus ein Teil der Möbelindustrie in der Region.

Deshalb durfte Michael Laukötter, Geschäftsführer der Möbelmeile, eine Marketinggemeinschaft von 16 regionalen Möbelmarken, in der Runde selbstverständlich nicht fehlen. Seit 1995 sprechen die Partnerunternehmen das Fachpublikum gemeinsam an, um so noch mehr Frequenz in die Showrooms zu bringen. Seit zwei Jahren lädt die Möbelmeile mit dem Dreiklang: „Menschen – Business – Tradition“ noch breitere Zielgruppen ein – auch über den traditionellen Möbelhandel hinaus. „Im Kern möchten wir die Begeisterung, die in unseren Partnerunternehmen vorherrscht, noch stärker nach außen tragen wie z.B. mit unserem Tag der offenen Tür, den wir seit einigen Jahren am Sonntag nach den offiziellen Messetagen für die Region veranstalten“, sagte Laukötter.

„Die Wirtschaftsstruktur Ostwestfalens ist ein perfektes Reallabor für Start-ups aus dem Tech-Bereich“, erklärte Dominik Gross, Geschäftsführer der Founders Foundation, denn mit den Clustern Food, Maschinenbau, Möbel, Autozulieferer und Bauwirtschaft gibt es für junge Unternehmerinnen und Unternehmer eine Produktionslandschaft, in der Ideen und Lösungen für die Prozessoptimierung unbedingt benötigt werden, um im internationalen Wettbewerb weiterhin zu bestehen. „In regionalen Netzwerken aus großen, erfahrenen Unternehmen und schnellen, problemlösenden Start-ups können wir in der Welt sehr erfolgreich sein“, glaubt er. Der Founders Foundation gelingt es seit 2016 aufstrebende Tech-Unternehmerinnen und -Unternehmer mit der „Old Economy“ zusammenzubringen und erfolgreiche Gründergeschichten zu schreiben – komplementär dazu findet seit 2018 in Bielefeld die Tech-Konferenz „Hinterland of Things“ statt. Er sagt auch: „Kein Unternehmen wird in Zeiten von KI und rasanten technischem Fortschritt dazu in der Lage sein, alle Bereiche zu beherrschen. Dafür braucht es Kooperationen und Netzwerke.“

Die Founders Foundations und andere Initiativen, die in den letzten zehn Jahren entstanden sind, sind möglicherweise der Ausdruck eines gewachsenen regionalen Selbstbewusstseins. Denn Klappern gehört nun mal zum Handwerk und sowohl die Interviewgäste als auch das Publikum waren sich in dem Punkt einig, dass die Verbindung von Mensch, Wirtschaft und Natur in Ostwestfalen einzigartig ist und dies noch deutlicher nach außen kommuniziert werden könne. Bielefeld ist in diesem Punkt mit gutem Beispiel vorangegangen: Aus der vor zehn Jahren lancierten Kampagne „Das kommt aus Bielefeld“ ist inzwischen ein fest etabliertes städtisches Unternehmensnetzwerk mit mehr als 200 Partnern entstanden, wie Brigitte Meier, Prokuristin der WEGE mbH, der städtischen Wirtschaftsförderung in Bielefeld, erläuterte. Sie macht sich in diesem Netzwerk auch stark dafür, dass sich nicht nur Geschäftsführer vernetzen sollten, sondern ebenso Fachkräfte auf unterschiedlichen hierarchischen und thematischen Ebenen.

Auffallend ist auch die Ballung von Einkaufskooperation in der Region: u.a. EK Retail, Katag, der Einrichtungspartnerring VME und eben auch die Garant-Holding machen sich seit Jahrzehnten für den Mittelstand stark, wie Jens Hölper, Geschäftsführer GARANT Gruppe, erklärte. Zu der Verbundgruppe mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück zählen inzwischen 1.800 mittelständische Fachhändler und Sanitärspezialisten. „Gemeinsame Interessen und ein gemeinsamer Wertekanon können als Verbundgruppe viel Kraft entwickeln. Voraussetzung dafür ist allerdings immer auch Kompromissbereitschaft. Entscheidend ist im Mittelstand immer der menschliche Faktor, deshalb begreifen wir unsere Verbundgruppe auch als Plattform, auf der wir Menschen zusammenbringen“, meint Hölper.

Prof. Dipl.-Ing. Martin Stosch ist ein multipler Netzwerker in seiner Funktion als Hochschulprofessor an der TH OWL und Initiator der Interessengemeinschaft Leichtbau (igeL), dem Smart Wood Center OWL sowie den Netzwerken CircuLignum und MyConcept, die sich beide der Kreislaufwirtschaft sowie neuen Materialtechnologien widmen. Prof. Stosch lässt sich in seinem Netzwerkgedanken gern von dem Naturphilosophen Merlin Sheldrake leiten, der zu der klaren Aussage kommt, dass Evolution das Ergebnis von Kooperation und nicht von Wettbewerb ist. Deshalb meint er auch: „Netzwerken ist immer gut. Denn erst wenn ich das Problem kenne, kann ich nach Lösungen suchen. Je mehr das gemeinsam tun, desto besser.“

Auf den Weg in die digitale Vernetzung ging es dann mit Prof. Dr. Claudia Hilker, Inhaberin von Hilker Consulting, die mit knapp 25.000 Kontakten auf LinkedIn nicht nur eine enorme Reichweite, sondern auch eine große Expertise aufgebaut hat. In ihrem Vortrag: „Vernetzung als Business-Booster: Mit LinkedIn neue Märkte und Kunden in der Möbelindustrie erschließen“ gab sie hilfreiche Tipps und Tricks, wie sich LinkedIn auf B2B-Ebene sinnvoll und erfolgreich nutzen lässt. Dabei begeisterte sie mit ihrer Leidenschaft für das digitalen Netzwerken und gab ihren Zuhörerinnen und Zuhörern zu denken: „Nur ein Prozent von einer Milliarde LinkedIn-Nutzern postet regelmäßig Content. Es ist zwar verständlich, dass viele nicht wissen, was sie posten sollen oder ob sie überhaupt etwas beitragen wollen, aber die Chance ist nach wie vor riesig, aus dieser trägen Masse herauszustechen.“

Der FURNITURE TALK kam so gut an, dass es in einem Jahr eine Fortsetzung geben soll – dann als TRENDFILTER TALK, denn auch dieses Mal ging es ja schon um viel mehr als nur um Möbel. Vorher geht es am 6. Juni 2024 dann beim TRENDREPORT im FURNITURE FUTURE FORUM um Möbeldesign nach Biostruktur und Kundenpersönlichkeit, digitale Potenzialanalysen für Unternehmen, vertrauensbildende Maßnahmen eines Ex-Geheimagenten und um die neusten Design-Trends, die Katrin de Louw im jährlichen TRENDREPORT vorstellt.

Der Eintritt ist für Möbel- und Küchenmöbelhersteller, Möbeldesigner, Inneneinrichter und Innenausbauer, sowie Innenarchitekten kostenfrei. Wenn Sie im Einladungsverteiler gelistet sind, erhalten Sie automatisch einen Gutscheincode zum Event. Falls nicht, dürfen Sie diesen auf event@trendfilter.net gerne anfordern. Für Besucher, die nicht zur Zielgruppe gehören, kostet das Tagesticket 195,- Euro pro Person zzgl. MwSt. Und hier geht es direkt zur Anmeldung.

Die Gastgeber im FURNITURE FUTURE FORUM sind:
Conal, Continental, Europlac, Forbo, Furnipart, Hera, Lehmann, Linak, Neelsen, Röhm, Schattdecor, Sonae Arauco, Strate Druck und SWL

Weitere Kooperationspartner:
Founders Foundation, TH OWL, raumprobe, Tischler Innung Herford und die Verbände der Holz- und Möbelindustrie NRW